Steinbergs Notensatzprogramm erscheint Ende des Jahres

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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Zu Dorico benötigt man den Steinberg USB Stick eLicencer (+entsprechende Software). Die Benutzeroberfläche ist wohl etwas mit der heissen Goldstandardnadel gestrickt - sehr viel in den Programmmenüs ist auf Englisch.
Der Import einer Finale musicxml Datei ist mäßig. Es fehlen Tempobezeichnungen, die aber mitten im Stück wieder da sind. Ebenso Vortragsbezeichnungen, manche sind da, jedoch unformatiert und versetzt.
Die Frage ist, ob Finale beim Export schlampt oder Dorico.
Als Zeichensatz werden SMuFL-Schriften benötigt, mitgeliefert wird Bravura.
Als Grafikformat zum einbetten wird nicht Tiff unterstützt, sondern jpg, svg und png.
Die Noteneingabe per Keyboard + Tastatur (also Notenhöhe auf dem Keyboard und Notenwert mit Tastatur) wollte mir auch nicht so recht gelingen. Man wählt an der Tastatur vorher den Notenwert aus und drückt dann die entsprechende Keyboardtaste.
Wie ich mitten im Stück transponierte Stimmen ändere (in eine andere Transposition) erschliesst sich mir bis jetzt nicht.
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Robert_64
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USB Stick eLicencer

Beitrag von Robert_64 »

Wenn man zu Dorico den USB Stick eLicencer benötigt, wie soll da die online-Auslieferung von Dorico funktionieren?

Burkhard
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Re: USB Stick eLicencer

Beitrag von Burkhard »

Robert_64 hat geschrieben:Wenn man zu Dorico den USB Stick eLicencer benötigt, wie soll da die online-Auslieferung von Dorico funktionieren?
Man hat die Wahl zwischen USB-Licenser und Software-Licenser.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Aha, da ich den USB Stick schon hatte wurde mir diese Frage gar nicht gestellt
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Robert01
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musxml

Beitrag von Robert01 »

Finale Datei in musxml exportiert und dann in Dorico und Finale wieder importiert. Das Ergebnis:
Dateianhänge
musxml-Dorico.jpg
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Martin Gieseking
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Beitrag von Martin Gieseking »

Ich habe mir Dorico auch gegönnt (als Schulversion-Crossgrade für 159€). Hier ein paar erste Eindrücke:
Ich bin von dem Konzept prinzipiell sehr begeistert. Die Notationsalgorithmen gehen weit über die von Finale und Sibelius hinaus und lassen sich über unzählige Einstellungen sehr detailliert konfigurieren, so dass die Ergebnisse fast sofort wie gewünscht aussehen. Die Bedienung ist insgesamt zwar erst mal gewöhnungsbedürftig aber relativ eingängig, wenn man das Konzept erst einmal verstanden hat. Fast alle automatisch berechneten Parameter (Abstände, Positionen, Umbrüche etc.) können nachträglich manuell mit Maus oder Tastatur geändert werden.

Für den produktiven Einsatz taugt die erste Version meiner Meinung nach aber noch nicht. Auf meinem Notebook (Win 10, 64bit, 8GB RAM, i5, SSD) läuft das Programm anders als Finale und Sibelius sehr zäh. Viele einfache Funktionen, wie das Ändern von Tonhöhen mit den Cursor-Tasten, reagieren mit merklicher Verzögerung. Wenn z.B. mehrere Tonhöhen gleichzeitig geändert werden, werden die Noten sichtbar der Reihe nach verschoben. Das Erstellen eines einzigen neuen "Layouts" (verknüpfter Auszug mit 2 Systemen) von 100 Takten einer 9-systemigen Partitur hat knapp eine Minute gedauert. Dafür sah das Ergebnis aber sofort relativ gut aus.

Darüber hinaus ist das Programm noch nicht komplett übersetzt. In den Dialogboxen tauchen immer wieder englische und deutsche Texte gemischt auf. Bei mir gab es zwischendurch einige Darstellungsfehler in der Nutzeroberfläche und der Notendarstellung. Beim Import von MusicXML-Dateien stürzt Dorico auch gerne mal ab.
An der Dokumentation wird noch geschrieben und soll nach und nach auf der Webseite ergänzt werden (http://steinberg.help/dorico/v1/de). Später soll es dann auch eine pdf-Datei geben.
Wenn mit den nächsten Versionen die Kinderkrankheiten beseitigt und derzeit noch fehlende Dinge ergänzt werden, müssen sich Avid und erst recht MakeMusic ziemlich warm anziehen.
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Robert_64
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Genug Käufer?

Beitrag von Robert_64 »

Das klinkt einerseits ganz gut. Andererseits aber auch ziemlich ungar.

Wird Steinberg so genügend Käufer gewinnen um motiviert zu sein, die Entwicklung weiter durchzuführen?

An der online-Wiedergabe der Präsentation von Dorico waren so weit ich das gesehen haben nur wenig mehr als 600 Teilnehmer dabei.

Vielen Dank auf jeden Fall für die ersten Eindrücke. Ich bin auf weitere Wahrnehmungen sehr gespannt.

Wie wohl MakeMusik reagieren wird? Haben sie Kraft um sich warm anzuziehen und Finale entsprechend zu modernisieren und auszubauen?

Martin Gieseking
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Re: Genug Käufer?

Beitrag von Martin Gieseking »

Robert_64 hat geschrieben:Wie wohl MakeMusik reagieren wird? Haben sie Kraft um sich warm anzuziehen und Finale entsprechend zu modernisieren und auszubauen?
Bei MakeMusic habe ich, ehrlich gesagt, die Hoffnung aufgegeben. Die stirbt zwar bekanntlich zuletzt, aber im Bereich der Automatisierung und Modernisierung hängt Finale hoffnungslos zurück. Den Entwicklungsvorsprung der Konkurrenz können sie mit dem kleinen Team nicht einholen. Dazu kommt noch, dass nicht Finale sondern SmartMusic die Haupteinnahmequelle von MakeMusic ist und wahrscheinlich entsprechend mehr Ressourcen dort hineingesteckt werden.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Hallo Martin,
was fehlt denn in der Automatisierung bei Finale, was andere haben? 64bit hätte viel eher kommen müssen, allein schon bei der Ausrichtung mit vst. Das ist richtig. Aber ich habe Sibelius etwas ausprobiert und hoffte auf Dorico. Dort ist man vom Goldstandard meilenweit entfernt. Und die Noteneingabe ist für mich in Finale einfach schneller, oder ich verstehe etwas am Konzept von Dorico nicht. Ich bin wirklich offen, kann aber für meinen Musikverlag mit fast 700 Titeln mir gar nicht vorstellen irgendwie zur Zeit umzusteigen.
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Burkhard
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Re: Genug Käufer?

Beitrag von Burkhard »

Robert_64 hat geschrieben:
An der online-Wiedergabe der Präsentation von Dorico waren so weit ich das gesehen haben nur wenig mehr als 600 Teilnehmer dabei.
Das war Youtube, aber auf Facebook war die Präsentation auch zu sehen. Irgendwo habe ich gelesen, es hätten über 14000 zugeschaut.
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Burkhard
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Beitrag von Burkhard »

Ich finde die Noteneingabe von Dorico gewöhnungsbedürftig. Ob ich damit besser zurechtkommen kann als mit der von Finale oder Sibelius, kann ich noch nicht einschätzen.
Ansonsten halte ich Dorico für das deutlich überlegene Programm. Es gab für mich, nachdem ich die Tutorialvideos gesehen habe und vorher auch viel im Steinbergforum und im Blog von Spreadbury gelesen habe keine besonderen Überraschungen. Ein paar kleine Bugs habe ich gefunden, was aber bei einer 1.0 Version zu erwarten ist.
Was überhaupt nicht funktioniert ist MusicXML-Import (ständige Abstürze von Dorico). Ich habe es mit Dateien von Finale und Logic probiert. Allerdings spricht vieles dafür das die Probleme auch bei Logics und Finales Export liegen.
Dorico soll ermöglichen innerhalb des Programmes zu komponieren. Das macher ich bisher mit Logic (mit Finale und Sibelius kann ich es nicht). Da bin ich etwas skeptisch, die Struktur von Logic finde ich dafür besser geeignet.
Noch nicht habe ich mich Wiedergabe der Dateien beschäftigt.
Insgesamt denke ich, dass sich Dorico recht schnell gegenüber allen Konkurrenzprogrammen durchsetzen wird. Den Markt dafür gibt es. Und wenn es noch eine Integration von Cubase und vielleicht Vienna Instruments geben wird (was gelegentlich angedeutet wurde), wird es auch für andere DAWs schwierig, wenn sie dem nichts entgegensetzen können.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Hallo Burkhard,
warum sollte sich Dorico schnell durchsetzen? Für meinen Verlag zum Beispiel wäre nicht das komponieren, sondern die schnelle und gute Notation ein Grund. Und natürlich eine gute Datenübernahme -sprich Import von Finale. Leider patzt es hier fürchterlich.

Und ich habe bis jetzt intuitiv nicht geschaft einen gestrichelten Bindebogen zu setzen. Eigentlich gefällt mir die Trennung zwischen Schreiben (da setze ich ja wohl den Bindebogen) und dem Notenstich (dort darf ich diesen editieren) so nicht. Und das Umschalten dauert bei mir trotz 24GB RAM und Sechskernprozessor gefühlt viel zu lang.

Finale hat zwar böse Macken, nur kann ich diese irgendwie ausgleichen. Fast!
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Martin Gieseking
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Beitrag von Martin Gieseking »

Robert01 hat geschrieben:was fehlt denn in der Automatisierung bei Finale, was andere haben?
Hallo Robert,

wenn es um Notensatzdetails geht, wie z.B. korrekte Notenabstände insbesondere bei mehrstimmigen Systemen, Platzierung und Ausrichtung von Pausen, Dynamikangaben, Systemabständen, Seitenumbrüchen usw. leistet Finale nur unzureichende Unterstützung. In den meisten Fällen muss man alle möglichen Dinge manuell korrigieren bzw. optimieren. Eine automatische Vermeidung von Kollisionen verschiedener Notationselemente ist in Finale gar nicht vorhanden.

Mit Finale lassen sich hervorragende Ergebnisse produzieren, keine Frage, aber dazu muss man auch viel Zeit in Fummeleien investieren. Die Konkurrenten sind auch nicht perfekt, aber zahlreiche zeitraubende Arbeiten entfallen, weil die Notensatzalgorithmen viel ausgefeilter sind und sie hunderte Notensatzregeln automatisch korrekt anwenden.
Vorhandene Finale-Dokumente werde ich definitiv nicht mit Sibelius oder Dorico neu setzen. Die lassen sich mit Finale weiterhin gut pflegen. Allerdings erstelle ich schon seit einiger Zeit keine neuen Dokumente mehr mit Finale, da mir der erforderliche Aufwand bis zum gewünschten Ergebnis einfach zu hoch ist. Dasselbe Resultat lässt sich mit Sibelius und irgendwann erst recht mit Dorico in einem Bruchteil der Zeit erreichen.
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Robert_64
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zu früh?

Beitrag von Robert_64 »

So wie sich das anhört war es wohl zu früh um Dorico zu veröffentlichen.

Oder rechtfertigt sich der Preis bereits irgendwie?

Martin Gieseking
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Re: zu früh?

Beitrag von Martin Gieseking »

Robert_64 hat geschrieben:So wie sich das anhört war es wohl zu früh um Dorico zu veröffentlichen.

Oder rechtfertigt sich der Preis bereits irgendwie?
Ich sehe es als Investition in die Zukunft. :) Der Crossgrade-Preis gilt nur bis März, danach muss man tiefer in die Tasche greifen. Bis zum nächsten kostenpflichtigen Update sollen noch zahlreiche Funktionen und Verbesserungen kostenlos nachgereicht werden. Die Zeit bis zur Alltagstauglichkeit nutze ich, um mich mit der Bedienung und den Funktionen auseinanderzusetzen, so dass ich Dorico zeitnah produktiv einsetzen kann, sobald es soweit ist.
Die letzten vier Jahre hat das Dorico-Team für Steinberg keinen Gewinn abgeworfen. Wahrscheinlich müssen sie jetzt erst mal etwas Geld einsammeln, um die Weiterentwicklung finanzieren zu können. Den vollen Preis von 560€ hätte ich für die aktuelle Version allerdings nicht bezahlt.
Finale 2006c, Sibelius 2018, Dorico 2, Windows 10

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