Wie bekommt man einen realistischen MIDI-Sound

Noten einspielen, Wiedergabe, CD-Erstellung usw.
existence
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Wie bekommt man einen realistischen MIDI-Sound

Beitrag von existence »

Ich selbst spiele ein Streichinstrument und wenn ich mit Finale arbeite um mir z.B. geschriebene Sachen anhöre klingt das einfach furchtbar.

Bei meinem MIDI Keyboard von Yamaha war eine CD dabei mit einem neuen MIDI Treiber, der sich zwar besser anhört als der von Mircosoft Synthesizer aber immer noch nicht das Wahre ist.
Auch die SoftSynths klingen meiner Meinung nach eher Bescheiden.

Jetzt hat ein Freund gemeint, dass man für einen guten MIDI Sound ne teure Studiosoundkarte bräuchte, die jedoch für Privatanwender wie mich zu teuer wäre. Vor allem arbeite ich mit meinem LapTop und da habe ich nur eine RealTek. Ich hab von Creative gesehen, dass es die SB Audigy 2 Z2 und NX2 USB für LapTop gibt. Würde das meinem MIDI Sound verbessern?

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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Du solltest dich vielleicht erstmal über die Funktionsweise von Midi informieren. Hier z.B. der Link zu Wikipedia.

http://de.wikipedia.org/wiki/Midi

Ich denke, dann wird klar, dass ein neuer Treiber an einem Midiklang nichts aber auch gar nichts ändern wird. Die Softsynths klingen scheiße? Dann hast du die falschen Softsynths. Diese werden auch mit der teuersten Soundkarte genauso klingen. Bei Finale 2006 ist doch der Kontaktplayer mit dem Garritan Personal Orchestra dabei. Der klingt schon mal besser als der Finale Softsynth. Ansonsten wird es wohl jeder Software Sampler, der sich über Finales Inter-Application-Ports ansprechen lässt tun, Streichersamples gibt es wie Sand am Meer, sie reichen von grottig schlecht bis spitzenmäßig.

MM

Martin Gieseking
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Re: Wie bekommt man einen realistischen MIDI-Sound

Beitrag von Martin Gieseking »

existence hat geschrieben:Jetzt hat ein Freund gemeint, dass man für einen guten MIDI Sound ne teure Studiosoundkarte bräuchte, die jedoch für Privatanwender wie mich zu teuer wäre. Vor allem arbeite ich mit meinem LapTop und da habe ich nur eine RealTek. Ich hab von Creative gesehen, dass es die SB Audigy 2 Z2 und NX2 USB für LapTop gibt. Würde das meinem MIDI Sound verbessern?
Es kommt natürlich darauf an, welche Qualitätsansprüche du hast. Mit einer General MIDI (GM)-Ausgabe kommt man nicht sehr weit, unabhängig davon, ob von der Soundkarte, einem Softsynth oder einem Keyboard wiedergegeben. Hierbei klingt z.B. das Streicherensemble immer gleich; es gibt keine Unterscheidung zwischen Auf-/Abstrich oder differenzierten Spieltechniken. Bei schnell repetierten Tönen kommt es fast immer zum Machine-Gun-Effekt, weil stets der exakt gleiche Ton mit identischer Färbung wiedergegeben wird. Der meist verwendete künstliche Hall trägt auch nicht gerade zum perfekten Sound bei.
All diese Probleme wirst du auch mit der Audigy und anderen Wavetable-Karten haben.

Deutlich bessere Ergebnisse erhält man mit Sample-Bibliotheken wie GPO oder dem EastWest/QuantumLeap Symphonic Orchestra (EWQLSO). Diese stellen für fast alle unterstützten Instrumente verschiedene Artikulationen mit sehr realistischem Klang zur Verfügung. Allerdings enthalten diese virtuellen Sinfonieorchester nicht alle GM-Instrumente und sind folglich auch nicht GM-kompatibel.
Wie gesagt, es kommt darauf an, welche Anforderungen du hast.

Gruß,
Martin

existence
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Beitrag von existence »

Erst mal danke - ich hab mir die Infos in Wiki über MIDI durchgelesen.

Kannst Du ein bestimmtes eher spitzenmäßiges Streicher Sample empfehlen?
Und ist Finale auch ein sequenzer oder was ist der Unterschied zwischen Notationsprogrammen wie Finale, Sibelius und Cubase, Cakewalk ect.?

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Tausig
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Beitrag von Tausig »

Wie bekommt man einen realistischen MIDI-Sound? Wahrscheinlich nicht, indem man sich eine bessere Soundkarte zulegt, sondern indem man viel Geld für eine Sample-Bibliothek ausgibt.
Von 2006 habe ich nur das Demo, das zum GPO nur ein Beispiel-MP3 enthält. Das klingt entschieder besser als die Softsynth-Sounds, aber das ist für mich kein Grund, upzudaten, denn ich nutze MIDI nur, um Korrektur zu lesen und gelegentlich, um für Geigenschüler Mitspiel-CDs zu erstellen, in denen ich nicht mehr sehe als ein melodisches Metronomen und eine Möglichkeit, Intonation zu üben.

Ich komponiere gelegentlich. Dann ist es ja ganz nett, sich das mal anzuhören, aber wenn man sich nicht einigermaßen vorstellen kann, wie es klingt, BEVOR man es aufschreibt, muß Komponieren eh ziemliches MIDI-Flickwerk bleiben. Und was macht man, falls man die Möglichkeit hat, ein täuschend realistisches Soundfile zu generieren, damit? Aufführen kann man es nicht, veröffentlichen nur, wenn man Hintergrundmusik für Film oder Fernsehen produziert. Wozu also sollte man's machen? Zum eigenen Vergnügen, na gut. Aber meist ist es nicht das reinste Vergnügen, und es ist eine Heidenarbeit, MIDI-Dateien so nachzubearbeiten, daß etwas Realistisches dabei herauskommt, und vieles geht auch mit der umfangreichsten Sample-Bibliothek nicht. Andererseits kann man synthetisch manches abmischen, was mit einem wirklichen Orchester nicht funktionieren würde, man lernt dabei also auch kaum richtige Instrumentation.

Aber ich bin bereit, meine Vorbehalte aufzugeben, wenn sich jemand mal die Mühe macht, eine Mahler-Sinfonie so täuschend echt zu generieren, daß im Blindversuch kein zuverlässiges Urteil mehr herauskommt darüber, ob das synthetisch oder natürlich ist (vollständig!, nicht nur einzelne Stellen, die vielleicht noch dafür geeignet sein könnten).
Bis dahin lebe ich mit einem Kompromiß, der mir die Möglichkeit gibt, etwas wenigstens erträglich zu machen, wenn ich es mir denn antue, mir das Billig-MIDI-Gedudel anzuhören, das ja nicht nur eine Soundfrage ist, sondern auch eine Frage, wie man Ritardandi, Accelerandi, Crescendi oder gar ein Rubato und manch anderes programmiert.

Zwei Soundfonts, auf die ich hier schon einmal hingewiesen habe, findet man bei
http://www.geocities.jp/shansoundfont/
http://www-gmm.insa-toulouse.fr/~guilla ... icing.html

Erster ersetzt den synthgms vollständig (einige Sounds scheinen allerdings fehlerhaft zu sein) und klingt in manchem besser, zweiter ist ein erträglicher Klavierklang, für den ein Steinway-Sample synthetisch nachbearbeitet wurde. Den Link auf den ursprünglichen Steinway findet man unter angegebener Adresse auch.

Beides ist nicht realistisch, aber erträglich, und das reicht mir. Ich fürchte, um einen erträglichen Streichersound zu finden, gar eine Solo-Geige, -Bratsche, oder ein -Cello, wirst du lange suchen müssen. Ich wette, es gibt auch in der teuersten Sample-Bibliothek keine Solo-Streicher, mit denen man ein Streichquartett realistisch hinbekommt. Möge es so bleiben, das Klangempfinden des Durchschnittsbürgers ist ja schon heute durch Surrogate vollständig versaut.
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

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existence
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Beitrag von existence »

Ich dachte, es gäbe eine einfache Lösung wenn man was komponiert hat sich einfach zurücklehnen die Augen schließen und den Sound genießen. Anstatt wie von Martin beschrieben eher maschinengewehrartige 32-tel zu hören.

Was mich angeht, so bin ich nur ein leidenschaftlicher Hobbymusiker und hab noch nicht so lange mit all dem Computerzeugs für Musik zu tun...

wenigstens bin ich jetzt etwas schlauer.
Danke für die ausführliche Antwort

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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Tausig hat geschrieben:Aber ich bin bereit, meine Vorbehalte aufzugeben, wenn sich jemand mal die Mühe macht, eine Mahler-Sinfonie so täuschend echt zu generieren, daß im Blindversuch kein zuverlässiges Urteil mehr herauskommt darüber, ob das synthetisch oder natürlich ist (vollständig!, nicht nur einzelne Stellen, die vielleicht noch dafür geeignet sein könnten).
Es ist zwar nicht Mahler, aber hier findest du eine MP3 Datei des ersten Satzes der fünften Symphonie von Beethoven. Sie wurde mit Hilfe von Finale und dem GPO "programmiert", allerdings mit der vollständigen Version von GPO, nicht der etwas abgespeckten Finaleversion.

Ob sie einem Blindversuch standhält? Im direkten Vergleich mit einer echten Einspielung sicherlich nicht, wenn du sie aber Kommentarlos abspielen lässt, wirst du sicher den einen oder anderen damit täuschen können.

Ich selber komponiere mehr als gelegentlich und habe eigentlich eine klare klangliche Vorstellung von dem was ich mache, trotzdem mache ich mir oft die Mühe, eine möglichst klangrealistische Aufnahme mit Sampleinstrumenten hinzubekommen. Tatsächlich mache ich dies hauptsächlich, weil es mir Spaß macht. Nutzen ziehe ich jedoch dann daraus, wenn ich komplexere Stücke vor einer Probe den Musikern als Aufnahme zukommen lassen kann, oder generell wenn wenig Probezeit zur Verfügung steht. In solchen Fällen sticht meine Arbeit dann aus der Menge der Kollegen, die mit reinem GM-Midi ankommen heraus, meine Stücke sind dann meistens von den Musikern besser vorbereitet.

Allerdings erstelle ich diese Aufnahmen nicht mit Finale, denn Finale ist - um auch diese Frage zu beantworten - KEIN Sequencer, sondern ein Notenschreibprogramm, welches mit ein paar Eigenschaften eines Sequencingprogrammes ausgestattet ist. Sein Zweck besteht aber im erstellen von Noten und hierin schlägt es jede Sequencersoftware um Längen.

Die Arbeitsweise eines Sequencers ist eine völlig andere: Sie ist Objektorientiert. Hier kann ich z. B. ein viertaktiges Bassostinato einmal einspielen. Ich sehe es dann nicht als Noten, sondern als Balken auf einer Zeitachse (die allerdings die Takte wiederspiegelt). Nun kann ich dieses Bassostinato mehrmals hintereinanderschieben - allerdings nicht als Kopie, sondern als Alias (eine Art Verweis) einzelnen dieser Alia kann ich nun befehlen, eine Sekunde nach oben transponiert wiedergegeben zu werden, lauter oder leiser als das Original zu sein, oder von einem völlig anderen Instrument gespielt zu werden. Das von mir eingespielte Original wird dabei nicht verändert. Ändere ich hingegen das Original, wird diese Änderung auch auf alle Alia vererbt.
Ich kann also - wenn ich will - relativ viel Arrangierarbeit leisten ohne jemals den Noteneditor des Sequencers zu benutzen.
Da geschriebene Noten immer eine Kompromisslösung sind, seine musikalischen Vorstellungen an Musiker weiterzugeben, schere ich mich auch innerhalb des Sequencers nicht um das Notenbild sondern allein um das klangliche Resultat. Die Übersetzung in Notenschrift kommt dann erst im allerletzten Schritt - wenn das Stück fertig ist. Das allerdings in Finale.

MM

musicara
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Realistische Sounds

Beitrag von musicara »

Vorweg: Wirklich gute, also richtig gute Streichersounds sind mir noch nicht über den Weg gelaufen. Hier wird man wohl immer mit Kompromissen leben müssen, Streichersounds sind nun mal ungleich aufwendiger zu produzieren als z.B. Vibraphon oder Klavier, ich glaube, die notwendige Hardware gibt es (noch) nicht.
Was halten die Experten von dieser (Kompromiss-)Lösung: Ich bemühe mich gerade, das Komponieren direkt in Reason zu veranstalten und dann erst auf Finale umzusetzen. Klingt so schlecht (Kompromiiiiss!!! ) nicht. Realistisch allerdings auch nicht, aber: s. o...
Aber unverdrossen werde ich auf der Musikmesse weiter nach Streichersounds forschen, da gab es im letzten Jahr schon einige recht viel bessere...
ra

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Manfred
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Beitrag von Manfred »

Ich glaube, das Hauptproblem bei den Streichern ist der Einschwingvorgang, ein langer Ton kommt auch erst langsam, meist sind es solche, die gesamplet wurden, zumindest bei den Solostreichern, und das klingt dann bei schnellen Passagen grausam.
Manfred
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musicara
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Beitrag von musicara »

Bei Blechbläsern scheint es ähnlich zu sein, da kenn ich auch noch nichts wirklich Gutes. Besonders Trompeten...also dann schon lieber Blökflöte, die klingt echter. Panflöte auch.
ra

Martin Gieseking
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Beitrag von Martin Gieseking »

musicara hat geschrieben:Bei Blechbläsern scheint es ähnlich zu sein, da kenn ich auch noch nichts wirklich Gutes. Besonders Trompeten...also dann schon lieber Blökflöte, die klingt echter. Panflöte auch.
ra
Die besten Blechbläsersamples, die ich im Moment kenne, sind die von Project SAM. Die können im Orchesterarrangement schon sehr beeindruckend klingen:
http://www2.hku.nl/%7Ejnd/files/demos_s ... nsapp1.mp3

musicara
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Beitrag von musicara »

Martin Gieseking: Die besten Blechbläsersamples, die ich im Moment kenne, sind die von Project SAM. Die können im Orchesterarrangement schon sehr beeindruckend klingen.
Stimmt, das Demo klingt sehr gut. Für mich wäre wichtig: Trompete Solo, hast du da mal was gehört?
ra[/b]

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Tausig
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Beitrag von Tausig »

MassMover, du schreibst: "Es ist zwar nicht Mahler, aber hier findest du eine MP3 Datei des ersten Satzes der fünften Symphonie von Beethoven."
Wo? Kann ich nicht gucken, ich sehe keinen Link.
(Wieviel MBs sind's, ich habe kein DSL.)
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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Entschuldigung, meine Blödheit.

http://www.garritan.com/GPO-FinalePage.html

es sind ca.19MB, wenn du die Datei aber in einem Browserfenster öffnest, musst du sie ja nicht ganz zu Ende laden, die Exposition reicht ja.

Es gibt dort auch die entsprechende Finaledatei und ein File für den Kontaktplayer - allerdings eben nur für die Vollversion. Man kann allerdings in der Finaledatei deutlich sehen, dass man sich entscheiden muss: Entweder Professionelles Aussehen oder akzeptabler Klang.

MM

Martin Gieseking
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Beitrag von Martin Gieseking »

musicara hat geschrieben:Für mich wäre wichtig: Trompete Solo, hast du da mal was gehört?
Trompeten scheinen im Gegensatz zu Hörnern und Posaunen nicht gerade zu den leicht samplebaren (schreibt man das so?) Instrumenten zu gehören. Der Klang ist offenbar zu facettenreich. Die besten Trompeten-Samples sind aus meiner Sicht zur Zeit ebenfalls die von SAM (Ensembles und Soli), auch wenn sie nicht so überzeugend klingen wie die anderen Blechblasinstrumente aus gleichem Hause.
Auf der Homepage ( http://www.projectsam.com/demos.html ) gibt es neben Demos auch ein paar Tutorien mit kurzen Klangbeispielen der verschiedenen Artikulationen. Ob die in dieser Form mitreißen können, entscheidest du am besten selbst.

Für jazzige Musik sind wahrscheinlich die "Chris Hein Horns" (Saxophone, Trompeten und Posaunen) besser geeignet.

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