Vorzeichenfrage

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Estigy
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Vorzeichenfrage

Beitrag von Estigy »

Hi, Folks.

Ich habe eine theoretische Frage zu einem Arrangement, an dem ich gerade arbeite.

Das Stück ist von den Harmonien her etwas spanisch angehaucht und besteht hauptsächlich aus der absteigenden Akkordfolge Bb - Ab - Gb - F7.

Nun stellt sich die Frage: Schreibt man das in Bb-Dur und notiert bei allen Ab- und Gb-Akkorden die nötigen Vorzeichen, oder nimmt man vielleicht lieber gleich Bb-Moll und verwendet nur dort, wo Bb-Dur vorkommt, den entsprechenden Auflöser?
Ersteres kommt mir musiktheoretisch "richtiger" vor, zweiteres ist für die Musiker wesentlich leichter lesbar. (Ich habe beide Varianten vor mir, in der zweiten sind nur etwa 20% der Versetzungszeichen nötig, wenn überhaupt ...)

Was würde euer Bauchgefühl denn da sagen?
Finale 25.1 deutsch auf Windows10@64bit

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Tausig
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Beitrag von Tausig »

Üblicherweise findet man die absteigende Quartfolge (Lamentobaß) als 'Andalusische Kadenz' in Moll, auf der Gitarre a-moll, G-dur, F-dur, E-dur. Vorzeichnung ist a-moll, Tonart ist phrygisch. Entsprechend sollte dein Beispiel b-moll-Vorzeichnung haben, und beim B-dur-Akkord kann man, wie du bereits sagst, das 'des' zum 'd' auflösen.
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

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Estigy
Beiträge: 95
Registriert: Di Nov 20, 2012 7:02 pm

Beitrag von Estigy »

Vielen Dank für deine rasche Antwort!

Hab zum Stichwort "Lamentobass" nun auch schon nachgelesen - wieder was gelernt :-)
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rennert
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Registriert: So Okt 08, 2006 9:27 pm

Beitrag von rennert »

Man könnte auch 'Tonart-frei" notieren, also ganz ohne General-Vorzeichen.
Uli Rennert
rennert.atapartment 42 productions
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MassMover
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Registriert: Mo Okt 27, 2003 10:48 pm

Beitrag von MassMover »

Was Tausig als andalusische Kadenz bezeichnet, ist in der Popularmusik auch als Flamencokadenz bekannt, und dort ist es eher üblich, das ganze in Dur zu betrachten, also Vorzeichen von Bb-dur zu verwenden.

Persönlich finde ich : Die Tonika rulez! Es fühlt sich komisch an, wenn durch die Tonartvorzeichnung eine Molltonart vorgegaukelt wird, aber immer, wenn deren wichtigste Vertreterin erscheint, die Terz aufgelöst werden muss. Das Stück steht in Dur, die beiden Durchgangsakkorde bVII und bVII sind eben dem phrygischen Modus entliehen. Das will ich auch durch die Notation sehen können.

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