Smartscore Pro

Tipps und Fragen zur Layoutierung von Partituren, zum Drucken und zur Erstellung von Stimmenmaterial
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Tausig
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Smartscore Pro

Beitrag von Tausig »

Heute las ich in der c't:

"Smartcore scannt Papiernoten und importiert PDF-Dokumente... Im Vergleich zu anderen Programmen leistet Smartcore mehr als akzeptable Dienste...
Smartcore erkennt einen deutlichen Notensatz ähnlich genau wie Omnipage oder Finereader Buchstaben."

Mit Smartcore Lite in 2005 habe ich weniger gute Erfahrungen gemacht, manches geht, wenn es einfach genug ist, bei manchem stürzt das Programm einfach ab. Und wenn's nicht mehr einfach ist, ist es einfacher, den Notentext neu einzugeben, anstatt Smartcore's Fehler auszubessern.

Hat jemand Erfahrung mit Smartcore Pro, das immerhin 400 Euro kostet? Hat der c't-Tester die falschen Seiten getestet oder nicht ausreichend getestet oder gar nicht getestet, oder hat er recht?
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Windows XP - Finale 2005b - 2012a

ohnesorg
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Registriert: Fr Feb 10, 2006 6:02 pm

Beitrag von ohnesorg »

Hallo Tausig,

im Moment bin ich dabei, mich in smart score pro 5.0 (deutsch) einzuarbeiten (Preis für Finale-Anwender: 249.- Euro). Also: es ist sicher eine Hilfe, wenn man einiges einscannen kann; allerdings glaube ich, dass die Nachbearbeitung fehlerhaft eingelesener Musik in Finale schneller geht als die Bearbeitung in smart score selbst.

Zwei wesentliche Mängel sind mir aufgefallen:
1) Die Erkennung deutschen Texts ist miserabel!
2) Der Export bzw. das Einlesen von FIN-Dateien in Finale funktioniert nicht fehlerfrei (keine Überschriften; keine Triolenerkennung; teilweise fehlen Noten, die in smart score korrekt erkannt wurden...). Viel besser funktioniert der Datenaustausch über MusicXML.

Es ist derzeit noch illusorisch, brauchbare Ergebnisse beim Einscannen kompletter Partiturinformationen zu erwarten. Auch und gerade bei der Notation von Tastenmusik (mehrere polyphone Stimmen in einem System, systemübergreifende Stimmen) sind die mir bekannten Scanprogramme überfordert.

Man kann freilich trotzdem Zeit sparen: capella-scan z.B. liefert bei der Erkennung einstimmiger Notenzeilen ziemlich gute Ergebnisse. Über den MIDI-Export und MIDI-Import kann man so auch mit Finale zusammenarbeiten, muss freilich Partiturlayout, Texteingabe etc. noch nachtragen. Man spart sich also nur ca. 80% der reinen Noteneingabe. Das ist manchmal ja auch einiges wert.

Dies nur ein Zwischenstand, vielleicht gibt es ja auch andere Erfahrungen!

Einstweilen grüßt

ohnesorg

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Tausig
Beiträge: 1870
Registriert: Do Feb 24, 2005 9:20 pm

Beitrag von Tausig »

Danke dir für den Erfahrungsbericht.
Für nicht zu komplexes Einstimmiges reicht evtl. auch Smartcore Lite, nur scheint es einige Macken zu haben:
Bei mir erkennt es keine triolischen Takte (6/8, 12/8) und schreibt einen 12/8 als 4/4, wobei es die dann überzähligen 8tel einfach verschluckt. Ist das eine Beschränkung der Lite-Version? (Im Handbuch find ich nur erwähnt, daß es auf 32tel als kleinsten Wert beschränkt ist. Habe ich etwas überlesen?)
Außerdem stürzt es mal ab, mal nicht. Ich habe dieselben 5 Tiff-Seiten schon einmal ohne Absturz gescannt, um den Vorgang gleich hinterher mit einem Absturz zu wiederholen.

Na ja, bleibe ich halt bei meiner alten Meinung, daß es sich offensichtlich nicht lohnt, sich damit abzuplagen.
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

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Thomas Hauber
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Registriert: Sa Mär 27, 2004 3:51 pm

Beitrag von Thomas Hauber »

Ich finde Scannen grundsätzlich eine hervorragende Idee, jedoch im jetztigen Zustand der Software vollkommen unbrauchbar. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich:

1.) Fehlersuche: SmartScore kennzeichnet zwar die nicht erkannten Noten, wer zeigt mir aber die falschen Noten, die SmartScore als richtig erkannt hat? Somit sollte man jede Note einzeln mit dem Original überprüfen. Welch ein Aufwand!

2.) Die Vorlage muss absolut sauber gedruckt sein. Wann ist das schon der Fall, vor allem bei vergilbten älteren Noten (hier würde ja Scannen durchaus Sinn machen)? Außerdem schreiben (Gott sei Dank) noch viele Komponisten mit Papier und Bleistift.

3.) Eine ganz wichtige Komponente m. E. beim Eingeben der Noten in herkömmlicher Weise ist das gleichzeitige Hören derselben. Hier kann man durchaus Fehler des Komponisten im Vorfeld entdecken (sei es falsche Noten oder vergessene Artikulationszeichen oder Vorzeichen etc.) und korrigieren, die dem Komponisten gar nicht aufgefallen wären. Beim Scannen hat man dabei keine Chance.

4.) Die Konvertierung von SmarScore-Dateien nach Finale scheint ja nicht so direkt das Gelbe vom Ei zu sein. Und in SmartScore selber rumzumurksen und zu verbessern ist ja wohl mehr als fragwürdig.

Fazit: so lange Scannen nicht genauso 100%ig funktioniert wie ein Original am Kopierer zu kopieren, egal ob handschriftlich, gedruckt oder vergilbt, zeilenübergreifende Noten, mit und ohne Text, komplizierte Rhythmik usw., kann man es m. E. getrost vergessen.


Thomas
XP, 2006c

Peter S.
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Registriert: So Nov 30, 2003 10:37 am

Beitrag von Peter S. »

Thomas Hauber hat geschrieben: so lange Scannen nicht genauso 100%ig funktioniert wie ein Original am Kopierer zu kopieren, egal ob handschriftlich, gedruckt oder vergilbt, zeilenübergreifende Noten, mit und ohne Text, komplizierte Rhythmik usw., kann man es m. E. getrost vergessen.
ganz meine Meinung, und ich glaube, dass es noch sehr, sehr lange dauern wird, bis das funktioniert.

Peter

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