Rastralgrößen

Tipps und Fragen zur Layoutierung von Partituren, zum Drucken und zur Erstellung von Stimmenmaterial
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Tausig
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Rastralgrößen

Beitrag von Tausig »

Bei der DOV findet man folgende PDF-Datei ("Kriterien für Orchester-Notenmaterial") als ZIP:
http://www.deutsche-orchestervereinigun ... terial.zip
Dort kann man lesen:
"Rastral 0 (8,5 mm) oder Rastral I (8 mm) sind die angemessenen Größen für Streicher, Harfe, Pauker und Schlagzeuger. Für Bläser ist auch Rastral II (7,5 mm) noch gut. Absolute Mindestgröße für alle Orchesterstimmen sollte ein Abstand von 7,5 mm sein, für handschriftliche Noten 8 bis 9 mm."
Ich habe in gängigen Ausgaben noch nie so große Orchesterstimmen gesehen, bei Breitkopf, Bärenreiter und vielen anderen haben Streicherstimmen meistens eine Rastralhöhe von etwas mehr als 7 mm (in Finale 0,72319 mm = 20,5 Punkt bei 100% Seiten-, Akkoladen- und Notensystem-Skalierung). Haben die Autoren der Empfehlung sich vermessen? Handschriftliche und gedruckte Noten verwechselt? Oder sind sie allesamt kurzsichtig? Oder kenne ich nur zu wenig und das falsche Orchestermaterial?
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

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stefan schickhaus
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Beitrag von stefan schickhaus »

Die Verlage, für die ich arbeite, verlangen Stimmen-Rastrale zwischen 7 und 8mm, wobei 8 schon eher die Ausnahme ist. Die DOV hat sichs wohl bei den Gewerkschaften abgeguckt: Möglichst hohe Zahlen fordern, damit man leicht erhöhte Zahlen bekommt. Ein Rastralritual sozusagen.
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Tausig
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Beitrag von Tausig »

Naja, auf die Gewerkschaften will ich mal nicht schimpfen, denn Orchestermusiker sind chronisch unterbezahlt.
In besagtem Dokument findet man auch folgendes Zitat:
"Die Notenköpfe sollen grundsätzlich in runder oder ovaler Gestalt den Raum zwischen zwei Notenlinien komplett ausfüllen.".
Demnach scheinen die Empfehlungen (die von 1997 stammen) sich tatsächlich auf handschriftliche Kopien zu beziehen, und die Orchestermusiker haben schlechte Erfahrungen mit handschriftlichen Stimmen gemacht, deren Notenköpfe zu klein und zu unleserlich waren.
Ich stieß übrigens drauf, weil ich irgendwo im Netz fand: "Wir erstellen Notenmaterial nach den Vorgaben der DOV." Ich würde das folgendermaßen abwandeln: "Notfalls, und wenn Sie nichts Besseres wünschen, erstellen wir Notenmaterial auch nach den Vorgaben der DOV."
Na gut, das ist überspitzt, denn das meiste, was man in dem Dokument findet, ist ja richtig. Es ist aber auch ein schönes Beispiel dafür, wie leicht man auf eine Fehlinformation stoßen kann, der man womöglich glaubt, weil sie anscheinend von kompetenter Seite kommt.
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musicara
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Beitrag von musicara »

Tausig: Naja, auf die Gewerkschaften will ich mal nicht schimpfen, denn Orchestermusiker sind chronisch unterbezahlt.
Naja, diese Aussage lässt mich chronisch unschlafen. 5,8% mehr Gehalt bis 2011 (linear) in der heutigen Zeit, Erhöhung der Familienzulage (im öffentlichen Dienst wurde diese schon seit längerer Zeit in vielen Bereichen ersatzlos gestrichen). Dienstemäßig sieht es bei den meisten Kollegen so aus, dass sie noch mindestens eine halbe Stelle zusätzlich bei der örtlichen Musikschule bekleiden können...
Wär' ich Orchestermusiker, fühlte ich mich natürlich unterbezahlt. Ich bin aber nur ein unterbezahlter Freiberufler und Musikschulleiter. Also sondere ich Neid ab, übrigens in Rastralgröße 2 oder so.
musicara :)
Bitte mit Entgegnungen etwas warten, ich muss erst den Kopf einziehen...
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rennert
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Beitrag von rennert »

Heisst das, musicara, dass Du durchaus für ein Unterschreiten der Rastral-Empfehlungen durch die Deutsche Orchestervereinigung bist, weil Du meinst, die Musiker könnten sich durchaus eine Lesebrille zulegen? Auf eigene Kosten? (Man könnte die Ausgaben für die Brille ja eventuell steuerlich geltend machen ...)
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musicara
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Beitrag von musicara »

Lieber rennert,
wäre ich nicht bereits mit der besten Ehefrau von allen verheiratet (Kishon hat sich das nur eingebildet), würde ich Dir glatt einen Antrag machen. Noch nie fühlte ich mich sooo verstanden...
musicara
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rennert
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Beitrag von rennert »

Komisch! Ich dachte, ich sei mit der besten Ehefrau von allen verheiratet.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Also beim DOV Papier darf ich mich fragen, auf welchem Planet die DOV bitte lebt.
A4 sollte nicht verwendet werden!! Wie soll man bitte Orchestermaterial herstellen, das eigentlich immer eine Kleinauflage oder sogar Einzeldruck ist? Offsetdruck?
Es gibt keine Drucker über dem Format A3, wenn das Bach-Format gewünscht wird, bedeutet das in jedem Fall eingeklebte Seiten.

Lieber A4 als so manche saumäßige handschriftlich-kopierte Leihnote großer Verlage!
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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Ich denke, mit „eingeklebt“ sind Seiten gemeint, die aus einer normalen Doppelseitenbroschüre herausgeklappt werden müssen, so dass dann drei Seit6en nebeneinander liegen, weil keine Wendestellen zu finden waren.

MM
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Nein, das meinte ich nicht. Entweder lasse ich das drucken, was in vielen Fällen wirtschaftlicher Unsinn ist, oder ich produziere über Digital-Laserdruck. Den gibt es bis A3, das ich dann auf das Bach-Format runter schneiden kann. Eine Doppelseite damit anzufertigen geht nicht im Bach-Format. Also muss ich die Seiten durch kleben verbinden.
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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Schon klar, ich meinte damit, dass ich nicht glaube, dass der DOV keine Klebebindung mag, sondern die von mir beschriebenen Dreifachseiten vermeiden will.
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