Tipps zur Verbesserung

Tipps und Fragen zur Layoutierung von Partituren, zum Drucken und zur Erstellung von Stimmenmaterial
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Sterndeuter
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Tipps zur Verbesserung

Beitrag von Sterndeuter »

Hallo liebe Finalisten,

ich sitze zurzeit an meiner Magisterarbeit, die unter anderem eine Edition Weißer Mensuralnotation beinhaltet. Ich fände es ganz toll, wenn sich jemand mal den ersten Teil der Edition anschauen und mir Tipps geben würde, was noch zu verbessern sein könnte. Ich möchte mir ungern die ganze Arbeit machen (es sind insgesamt 23 Teile...) um dann festzustellen, dass irgendetwas grundlegend gegen Stichregeln oder andere notensatztechnische Konventionen verstößt, die mir vielleicht nicht bekannt sind. ich bin für alle Änderungsvorschläge offen!

Vielen Dank schonmal im Voraus!
Beste Grüße,
Daniel
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stefan schickhaus
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Beitrag von stefan schickhaus »

Inhaltlich kann ich nichts beisteuern. Ich kann lediglich die Optik bewerten, und die sieht sehr gut aus. Hattest du das Medieaval-PlugIn im Einsatz?

In Takt 10 gibts ein Problem mit einem Textlängenstrich. Und die Klammern über den Noten haben uneinheitliche Längen. Manche beginnen/enden näher am Notenkopf als andere.
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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

Danke Stefan.. Medieval habe ich nicht (ist mir zu teuer und hat als Demo nie richtug funktioniert bei mir), ich habe stattdessen das Textwerkzeug benutzt und die Schriftarten Firenza und Mensural1 (letztere für die Noten der Mensuralnotation, da die dort sehr hübsch sind, finde ich).

Den Textlängenstrich werde ich bearbeiten, die Klammern muss ich schauen. Da die per default immer an die Noten gebunden sind, verrutschen manche komischerweise immer, wenn ich sie anklicke, deshalb ist das bei einigen so ein "mach mal nach Auge, genauer geht's nicht". Ich werde mal sehen, ob sich das noch optimieren lässt.

Edit: Der Textlängenstrich ist an der Stelle kein echter, sondern eine intelligente Linie. Da die letzte Silbe über eine Pause hinweg gehalten wird, musste ich den Textlängenstrich manuell verlängern, was mir der Zeilenumbruch an der Stelle unmöglich machte. Oder gibt es da einen Haken, den ich noch nicht gefunden habe, der eine Verlängerung auch mit Zeilenumbruch ermöglicht?
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Olaf
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Beitrag von Olaf »

Ich würde nur einen anderen "Brevis-Kopf" nehmen.... alt-0221 (zumindestens bei Maestro) ist wesentlich schöner und entspricht auch eher dem Original...

Olaf

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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Olaf hat geschrieben:Ich würde nur einen anderen "Brevis-Kopf" nehmen
… der vorliegende paßt vor allem überhaupt nicht zur Lunga.
Man kann nicht mit jedem Lied jeden ansprechen:
Der eine find’s gut, der andre muß brechen.

Ulrich Roski

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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

Die Brevis von Maestro gefällt mir persönlich nicht so gut, zusätzlich hat sie den Nachteil, nicht koloriert vorzuliegen. Mensural1 hat als bisher einzige mir bekannte Schriftart sogar die Möglichkeit, Ligaturen (vor allem Obliqua-Formen) gut darzustellen. Außerdem: Meine Quelle ist eine Handschrift (siehe Anhang), die Breven sehen tatsächlich eher so aus wie in meinem Incipit, also mit sehr kurzen senkrechten Strichen.

Ich stimme dir zu Ingo, dass die Breven im Incipit nicht zu den Schluss-Longae passen, das liegt aber daran, dass ich dort den Notenkopf manuell auswechseln musste, da Finale mir keine größeren Notenwerte als Doppelganze (=Brevis) schreiben möchte. Dazu musste ich die voreingestellte Schriftart nehmen. Gibt es irgendwo eine Einstellung, die mir erlaubt, beim Auswechseln der Notenköpfe auch eine andere Schriftart auszuwählen?
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Hannes
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Beitrag von Hannes »

Ja, gibt es: Unter Spezialwerkzeuge - Notenkopf auf den Anfasser an der Note mit der rechten (!) Maustaste klicken und Bearbeiten waehlen, dann kommt das, was ich hier beilege. Und dort kann man alles Moegliche (und Unmoegliche) einstellen.
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stefan schickhaus
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Beitrag von stefan schickhaus »

Und damit es nicht ganz so mühsam ist: Man kann die auf diese Weise individualisierten Köpfe auch von einer Note zur anderen kopieren.
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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

Ich hätte nochmal eine weiterführende Frage zu meinen Noten: Korrekturen des Komponisten, die dieser in der Quelle eingetragen hat, habe ich bisher als nicht durchgestrichene Vorschlagsnoten in die Übertragung eingebaut. Auf diese Weise möchte ich mir den kritischen Bericht sparen, da die Edition selbst nicht Hauptteil meiner Arbeit ist, sondern eher ein "Nebenprodukt" auf dem Weg zu computerlesbarer codierter Musik. Ich halte so etwas, wenn die Quellenanzahl so überschaubar (= 1) wie bei mir ist, für sinnvoll, um die Quelle möglichst gut abzubilden (ähnlich wie Ligaturklammern, die ja auch keinen aufführungspraktischen Nutzen haben). Die Bedeutung dieser Noten steht selbstverständlich in meinen Editionsrichtlinien in der Magisterarbeit.

Als ich im deutschen Lilypond-Forum über meine Arbeit berichtete (der Codierungsaspekt brachte mich auf Lilypond: http://www.lilypondforum.de/index.php?topic=2525.0), empfahlen mir die Leute dort, statt Vorschlagsnoten (da die den Leser/Spieler auf eine falsche Fährte führen könnten) doch eher "Kleinstich" zu verwenden.

Was genau ist der Unterschied zwischen Kleinstich und den von mir verwendeten Vorschlägen?

Ich habe mich übrigens entschieden, die Vorschlagsnotenköpfe zur Sicherheit noch einzuklammern, um auch jedem lesfaulen Musiker einen deutlichen Hinweis auf "nicht spielen" zu geben.

LG, Daniel
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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Lieber Daniel, In Deinen Beispielen habe ich keine Herausgeberzusätze gesehen, auch kenne ich Lilypond nicht und kann nur erklären, wie ich in Finale oder Sibelius vorginge: Wenn Du auf den Kritischen Bericht verzichten und die Korrekturen in den Notentext aufnehmen willst, würde ich auf keinen Fall Vorschlagnoten nehmen (die ja außerhalb der Zählzeit stehen und händisch ausgerichtet werden müßten, damit der Untersatz stimmt), sondern Kleinstich in einer anderen Ebene: Diese Noten dann auch noch einzuklammern, finde ich übertrieben, da diese Zeichen ja irgendwo erklärt werden müssen und wohl kaum jemand, der sich mit solcher Musik beschäftigt, auf die Idee käme, beide Varianten zugleich zu spielen oder gar zu singen (falls er Obertongesang beherrscht). Die sauberste Lösung wäre allerdings, ein kleines System (ossia) über den originalen Notentext zu legen, wenn diese Zusätze umfänglich sind und im Notentext stören.
Von der metrischen Position abgesehen, unterscheidet sich Kleinstich von Vorschlägen auch durch die Größe (die sich natürlich variieren läßt): In Finale und Sibelius sind 75% für Stichnoten bzw. 60% für Vorschläge vorgegeben.
(Für die Übertragung von Mensuralnotation fühle ich mich allerdings nicht kompetent, da ich seit meinem Studium und dem Fach Notationskunde fast 40 Jahre nichts mehr damit zu tun hatte.)
Man kann nicht mit jedem Lied jeden ansprechen:
Der eine find’s gut, der andre muß brechen.

Ulrich Roski

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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

Lieber Ingo, danke für die Erklärung. Vielleicht habe ich mich nicht ganz klar ausgedrückt: Es wurden (bis auf einen Fall einer Streichung von überzähligen Noten) nie mehr als eine Note ausgetauscht, es wäre also in meinen Augen übertrieben, einen ganzen Takt einzufügen, um die Korrektur einer versehentlich verrutschten Note kenntlich zu machen. Im Anhang findest du ein Beispiel der Korrektur der Note b zu c' im Tenor, in meiner Übertragung ist das Takt 128 (hier noch ohne Klammern).

Würdet ihr tatsächlich für eine solche Verbesserung eine andere Schreibweise wählen? In modernen Editionen von Mensuralnotation würden i.d.R. die verschiedenen Schreibweisen der Quellen in einem kritischen Bericht tabellarisch aufgeführt und nur die "richtige" im Notentext verwendet.
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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Lieber Daniel, da es sich hier eher um eine textkritische, wissenschaftliche Abhandlung handelt als um eine spielpraktische Ausgabe, gehe ich davon aus, daß der Benutzer den Revisionsbericht auch zur Kenntnis nimmt. Wenn diese Korrekturen nicht so zahlreich sind und sich im Bericht ohne aufwendige Notenbeispiele darstellen lassen, würde ich auch diese Variante vorziehen, zumal ich immer für ein schlankes Notenbild bin, das soviele Zeichen wie nötig und so wenige wie möglich enhält.
Als Richtschnur können Gesamt- oder Urtextausgaben von Henle, Peters oder Bärenreiter dienen.
Aber wie gesagt: ich bin wirklich kein Experte ›alter‹ Musik.
Danke auch noch für den Hinweis auf Lilypond: Das sehe ich mir bei Gelegenheit mal an.
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Ulrich Roski

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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

Mit "diese Variante" meinst du vermutlich, einen kritischen Bericht anzufertigen, oder?

Folgendes waren meine Überlegungen: Ich möchte eine MEI-Kodierung meiner Quelle erstellen und dabei die Möglichkeiten und Probleme untersuchen. Dafür muss ich auch eine Transkription der Quelle vornehmen, da mir die Kodierung erst dann sinnvoll erscheint, wenn sowohl alte als auch neue Notation vorhanden sind; immerhin musiziert man ja nicht mehr aus Mensuralnotation. (Als Beispiel einer möglichen Präsentation der Kodierung: http://www.digital-musicology.at/de-at/edi_tisch.html) Um die moderne Notation in MEI zu kodieren habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich tippe alles händisch ein (wie für die Mensuralnotation), oder ich konvertiere eine aus Finale heraus erstellte MusicXML-Datei, für die ich die Noten erst in Finale eintippen muss. Letzteres hat den Vorteil, dass ich mit nur wenig Mehraufwand auch gleich eine Edition der modernen Noten erstellen kann.

Wenn ich eine Transkription anfertige, so soll diese aber auch möglichst viel der Originalquelle zu enthalten (jedenfalls ist das meine Meinung, weshalb ich z.B. die Transkription der Notenwerte auch im Verhältnis 1:1 vornehme und nicht, wie üblich, in 1:2 oder 1:4). Ligaturen werden prinzipiell im Notentext kenntlich gemacht, obwohl sie heute keinen praktischen Nutzen mehr haben, warum also nicht auch mögliche Korrekturen von Einzelnoten? Ich schreibe deshalb "mögliche Korrekturen", weil der Komponist natürlich nicht vermerkt hat: "Dieses Zeichen bedeutet Korrektur", sondern ich es nur so interpretiere - ansonsten würden die Klänge an den entsprechenden Stellen aber für das 16. Jahrhundert auch keinen Sinn ergeben. Ich möchte also möglichst wenige editorische Eingriffe vornehmen und auch in moderner Notation möglichst viel der Originalquelle (die ja beide Noten enthält) in meiner Edition zeigen.

Da es sich ja, wie du richtig bemerkt hast, primär um eine wissenschaftliche Arbeit handelt und nicht die Aufführungspraxis im Vordergrund steht (auch, wenn ich vorhabe, für meine Magisterarbeit die Stücke noch einzuspielen), sind diese Überlegungen, denke ich, gerechtfertigt. Oder was meint ihr?
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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Jetzt habe ich erst mal kapiert, daß gar nicht um Zusätze von zweiter Hand geht, sondern um Zweifelsfälle und autographe Korrekturen in der Quelle. Für eine möglichst originalgetreue Reproduktion sollten diese dann auch im Notensystem erscheinen. Eine Dokumentation dieser Stellen halte ich aber für notwendig, ob als Fußnoten oder in einem Revisionsbericht, würde ich vom Umfang abhängig machen.
Was ist eine MEI-Cordierung?
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Ulrich Roski

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Sterndeuter
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Beitrag von Sterndeuter »

"The Music Encoding Initiative (MEI) is an open-source effort to define a system for encoding musical documents in a machine-readable structure." (http://music-encoding.org/)

Im Prinzip geht es sowohl um die Langzeitarchivierung von Musik (also nicht nur von Bildern von Musik, sondern auch von den darin enthaltenen Informationen) in maschinenlesbaren Format, als auch um die Möglichkeit, die so kodierten Werke mittels entsprechender PC-Tools wissenschaftlich untersuchbar zu machen. Gerne wird das genutzt in digitalen oder hybriden Editionen, die sowohl gedruckt als auch digital vorliegen (siehe z.B. http://beethovens-werkstatt.de/ oder http://digitalduchemin.org/). Das Ganze ist ein Ableger der Text Encoding Initiative (http://www.tei-c.org/index.xml), die vielleicht etwas bekannter ist.
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