Noten Zeichensätze

Schwierige oder kniffelige Probleme, Feinheiten des Notensatzes etc.
Inventione
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Noten Zeichensätze

Beitrag von Inventione »

Hallo in die Runde,

ich möchte meine Arbeiten in Finale gerne etwas professioneller layouten und beabsichtige hierfür einen Zeichensatz anzuschaffen. Wie im Forum besprochen scheint Engraver etwas zu massiv und Maestro oft zu dünn. Kann mir jemand Erfahrungen übermitteln oder Tips geben, welcher Zeichensatz eine Alternative darstellt? Ist November zu empfehlen? Kann man Maestro mit Bordmitteln verbessern?

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Thomas

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cimbria
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Beitrag von cimbria »

Lieber Thomas,

das ist eine sehr gute Frage, mit der ich mich auch lange beschäftigt habe. Ich lasse meine Noten für gewöhnlich in einer Digitaldruckerei drucken und es fiel mir auf, dass die Fähnchen meines heißgeliebten Fonts November leider viel zu dünn sind, um einwandfrei dargestellt werden zu können. Das kam mir insofern merkwürdig vor, da die Schlüssel in November die von der Dicke her stärksten Schlüssel sind, die ich je gesehen habe.
Mir wurde jedoch bewusst, dass ich mit November nicht weiterarbeiten konnte, zumindest nicht für Partituren, die bei relativ hoher Verkleinerung gedruckt werden müssen. So machte ich mich auf die Suche nach Alternativen. Engraver finde ich vom Erscheinungsbild her nicht so wahnsinnig schön und außerdem hat der Font bei sehr starkem heranzoomen in manchen Zeichen eigenartige Beulen (z. B. bei den Fähnchen), die auf eine nicht wirklich sorgfältige Entwicklung schließen lassen. Die Finale Hotline zeigte kein Interesse, diese Schönheitsfehler zu beheben.
Bei musegraph wurde ich fündig (die Firma existiert anscheinend nicht mehr), allerdings waren die Fonts, die ich ausprobiert habe nicht besonders ausgereift. Trotz immenser Nachkorrekturen bin ich zu keinem für mich überzeugenden Ergebnis gekommen. Ich habe, glaube ich, so gut wie alles andere ausprobiert: Sonata, Petrucci, Toccata, Fughetta etc. Nichts hat mir richtig gut gefallen.
Ich bin schließlich bei Susato gelandet. Klar, das ist ein sehr alter (fast schon historischer) Zeichensatz aber er hat zum Beispiel drei verschiedene Fähnchenstärken. Das Notenbild lässt sich sehr schön kräftig einstellen und sieht im Druck sehr gut aus. Susato ist sicher niemals so elegant, wie November aber aufgrund seiner kräftigen Fähnchen, der relativ kleinen Notenköpfe und des großen Zeichenvorrats für mich momentan eine gute Lösung. Ich hoffe, dass eines Tages ein Font-Designer einen schönen Font (vielleicht in Richtung 'November') entwickelt und mit der gleichen Sorgfalt umsetzt, wie das Werner Eickhoff mit Susato getan hat.
Einen wirklich schönen Zeichensatz habe ich hier im Forum in einem geposteten Beispiel von Stefan Schickhaus gesehen. Dieser Font stellte sich dann aber als Bärenreiter-Hausfont heraus, an den nicht heranzukommen ist … leider, leider …

Lieber Grüße
Cosimo
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Inventione
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Beitrag von Inventione »

Lieber Cosimo,

das ist eine tolle und wichtige Information. Den Bärenreiterfont habe ich auch sehr neidisch gesehen, ich werde mir jetzt den Susatofont bestellen. Danke Dir sehr für Deine Hilfe!

Lieber Gruß!

Thomas

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Heiko Kulenkampff
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Beitrag von Heiko Kulenkampff »

Was muss man für so einen Font denn investieren? (Frage ich mal eher so aus Neugier, ich finde Maestro ja ganz OK)
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cimbria
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Beitrag von cimbria »

Hallo Heiko, hallo Thomas

wenn ich mich recht erinnere kosteten die nicht mehr erhältlichen Fonts von Musegraph so um die 40 Euro, November, Sonata und Susato waren mit etwas weniger als 100 Euro ein bisschen teurer (wobei ich meine, Sonata vor kurzem irgendwo als Gratisdownload gesehen zu haben). Toccata und Fughetta sind kostenlos, allerdings auch lange nicht mehr weiterentwickelt bzw. angepasst worden.
Inventione hat geschrieben:[…], ich werde mir jetzt den Susatofont bestellen. Danke Dir sehr für Deine Hilfe!
… vielleicht wartest Du noch ein bisschen bis möglicherweise Stefan oder Ingo oder ein anderer der Profis hier etwas dazu sagt, möglicherweise haben die ja eine bessere Lösung.

Liebe Grüße
Cosimo
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stefan schickhaus
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Beitrag von stefan schickhaus »

cimbria hat geschrieben:… vielleicht wartest Du noch ein bisschen bis möglicherweise Stefan oder Ingo oder ein anderer der Profis hier etwas dazu sagt, möglicherweise haben die ja eine bessere Lösung.
Hm, was soll ich dazu sagen? Die großen Verlage wie Bärenreiter oder Schott haben irgendwann ihre alten Stichwerkzeuge digitalisieren lassen, also Fonts erstellen lassen, die die Charakteristika (und z.T. auch Unregelmäßigkeiten) des alten Stichwerkzeugs aufweisen. Genutzt werden dürfen sie natürlich ausschließlich für hauseigene Produktionen.
Susato ist jedenfalls eine gute Empfehlung. Steinalt, aber schön.
Man kann aber Fonts auch kombinieren, also Fähnchen aus dem einen Font, Schlüssel aus dem anderen etc. So kann man sich vielleicht an sein Ideal herantasten.
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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Über die hier bereits erwähnten Zeichensätze hinaus kann man natürlich auch die Sibelius-Fonts Opus und Helsinki in Finale benutzen. Zudem hat Florian vor einiger Zeit eine sehr gelungene Fontfamilie zur Verfügung gestellt.
Ich finde Maestro eigentlich ganz gelungen und habe am Druck auch nichts auszusetzen. Je nach Musikstil verwende ich aber auch Susato, Sonata oder November. Entscheidend für mich ist aber der Zeichenvorrat, sodaß ich z.B. für zeitgenössische Musik manchmal Engraver nehme, der nicht sehr elegant ist. Eine Kombination verschiedener Zeichensätze würde ich aus typographischen Gründen prinzipiell nicht erwägen, sowenig wie ich das Aussehen von Textschriften manipulieren würde.
Wie Stefan sagt, haben Verlage (auch Henle), die auf ein eigenes Stichbild Wert legen, ihre eigenen Fonts, die sie ihren Notenknechten ggf. zur Verfügung stellen. Die meisten anderen achten auf solche Feinheiten gar nicht.
Im übrigen sind für ein gelungenes, gut lesbares Notenbild viel mehr das Augenmaß und der ästhetische Sinn des Herstellers entscheidend als die Wahl des Zeichensatzes.
Man kann nicht mit jedem Lied jeden ansprechen:
Der eine find’s gut, der andre muß brechen.

Ulrich Roski

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Estigy
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Beitrag von Estigy »

Der Thread ist zwar schon ein paar Monde alt, aber ich würde ihn gerne wiederbeleben:

Hat sich schon jemand von euch die November 2.0 angesehen? Ist die besser, ist sie zu empfehlen?

Link: http://www.klemm-music.de/notation/nove ... /index.php

Liebe Grüße, E.
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cimbria
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Beitrag von cimbria »

… das sieht ja mal vielversprechend aus. Endlich gibt es auch Proportionszeichen. Leider, leider, leider finde ich die Fähnchen nach wie vor ein bisschen zu dünn, vor allem wenn man sie mit den starken Notenschlüsseln vergleicht.
Gibt es wohl einen Rabatt für November 1.0 Lizenzinhaber?
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Ingo
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November

Beitrag von Ingo »

Als jemand, der November schon mal gekauft hat, enttäuscht mich, daß es für 2.0 keinen Update-Preis gibt. 80 € würde ich für einen Zeichensatz, der trotz aller Vorzüge doch irgendwie nach abgenutzten Stempeln aussieht (Absicht?), nicht hinlegen. Es ist auch schwach, wenn Klemm zwar die 1000 Zeichen anpreist, aber keine Zeichenübersicht gibt, sodaß ich für mich überhaupt keinen Mehrwert erkenne. Ob es überhaupt sinnvoll und möglich ist, einen ›Universal‹-Zeichensatz zu entwickeln, der alles von Renaissance bis Avantgarde abdeckt??
Cimbria hat die Schwächen schon angedeutet: dünne Fähnchen, aber dicke, geradezu verschmiert wirkende Schlüssel; auch die Klavierklammern, zu fette Taktstriche/zu dünne Notenhälse und Kopfstriche (Ich weiß: kann man ändern) und komische, unelegante dynamische Zeichen (fehlende Serifen) gefallen mir nicht: insgesamt wirkt der Zeichensatz irgendwie unausgegoren, jedenfalls nicht wie »weltweit als einer der schönsten und lebendigsten Zeichensätze für Notationsprogramme« (Klemm).
Wem es darauf ankommt, einen bestimmten Musikstil auch im Notenbild zu dokumentieren, der ist mit November sicherlich gut bedient – Klarheit und Lesbarkeit erfüllt dieser Zeichensatz nicht besser als andere wie z.B. Susato oder Sonata.
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Ulrich Roski

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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Klemm hat hier die Dokumentation des Zeichensatzes, leider nur in englisch:
http://www.klemm-music.de/notation/nove ... n_Engl.pdf
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Ingo
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Beitrag von Ingo »

Der Zeichenvorrat von November 2.0 ist in der Tat beeindruckend, den Robert Piéchaud dort versammelt hat, enthält aber viele Symbole, die nur bei ganz speziellen Komponisten vorkommen. Für jemanden, der diese oder Renaissance-Notation öfter zu setzen hat, lohnt sich wohl die Anschaffung; ich hatte für die meisten Zeichen bisher noch keinen Bedarf.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Leider sind immer noch Fehler in der Schriftbeschreibung. Ich sehe also immer noch bei der Auswahl der Standardschrift als Schriftname lauter Sonderzeichen, bei Maestro etc. steht, obwohl eine Symbolschrift, dort der korrekte Name. Nervig ist dies, weil es ja nun November und November2 gibt. Für Klemm anscheinend ein seit 15 Jahren unklärbares technisches Problem (natürlich für November und nicht für die November2 Schrift, aber dort ist es halt auch).

Was gibt es eigentlich für "Hausschriften" der Verlage? Bärenreiter wurde ja schon angesprochen (hier soll ja auch Robert Piechaud diese entworfen haben). Kann man einmal eine Schriftprobe bekommen?
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stefan schickhaus
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Beitrag von stefan schickhaus »

Robert01 hat geschrieben:Was gibt es eigentlich für "Hausschriften" der Verlage? Bärenreiter wurde ja schon angesprochen (hier soll ja auch Robert Piechaud diese entworfen haben). Kann man einmal eine Schriftprobe bekommen?
Klar kann man Schriftproben bekommen. Jeder Musikalienhandel hat Bärenreiter-Note vorrätig oder kann sie bestellen. :)

Der Bärenreiter-Font ist in der Tat schön, sehr voll, fast fett sind die Taktartangaben. Verwenden dürfen ihn aber ausschließlich Setzer, die für den Verlag arbeiten, und da natürlich nur für hauseigene Werke.
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Robert01
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Beitrag von Robert01 »

Nicht alles von Bärenreiter ist ja so gefertigt. Aber ich sehe die Antwort mal als "Nein" an.
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