unregelmäßiger Bogen

Schwierige oder kniffelige Probleme, Feinheiten des Notensatzes etc.
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Thomas Hauber
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unregelmäßiger Bogen

Beitrag von Thomas Hauber »

Wie macht ihr das, wenn man einen vollkommen unregelmäßigen Bogen braucht (siehe Beispiel).

Diesen Bogen habe ich mit einem normalen Legatobogen angefertigt, ist jedoch nicht zufriedenstellend.
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Thomas
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Ingo
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komplizierter Bogenverlauf

Beitrag von Ingo »

Hallo Thomas, diesen Bogen würde ich eiskalt ganz unten führen, da in jedem anderen Falle zumindest die cresc.-Gabel gekreuzt wird (oder "cresc." notieren?). Wenn Du das nicht willst, sollte er aber im unteren Notensystem über den Noten beginnen und sich dann zwischen den Systemen durchfädeln, damit es nicht eine solch abenteuerliche Kurve ergibt. Solche Verrenkungen sind manchmal ziemlich aufwendig, hinterlassen aber eine tiefe Befriedigung, wenn man eine elegante Kurve gezeichnet hat! Schöne Kurven haben eben was!
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Thomas Hauber
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Re: komplizierter Bogenverlauf

Beitrag von Thomas Hauber »

Ingo hat geschrieben:Schöne Kurven haben eben was!
Ja, Ingo, gegen schöne Kurven habe ich bestimmt nichts auszusetzen. Sie sind nicht nur schön anzuschauen, auch das Rumbasteln an ihnen ist herrlich! :oops:
Dennoch möchte ich die Kurve so hinbringen wie in etwa im Beispiel. Du hast vollkommen Recht, dass man den Bogen einfach unterhalb führen lassen sollte. Ich kann den Verlag auch durchaus überzeugen damit, aber irgendwann kommt wieder so eine ähnliche Stelle und da muss der Bogen dann in mehreren Kurven geführt werden.

Es hätte mich halt interessiert, ob es einen noch flexibleren Bogen gibt, mit dem man machen kann, was man will.
Thomas
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MassMover
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Beitrag von MassMover »

Wenn ich mich recht entsinne (lang ist’s her) gibt es in Sibelius die Möglichkeit, Einem Bogen weitere Angelpunkte zu verpassen - bei Finale hat man ja nur die normalen Fünf, kann also maximal ein S erzeugen.

Eine der Funktionen Sibelius’ die ich in Finale vermisse...

MM
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Ingo
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schöne Kurven

Beitrag von Ingo »

Hallo Thomas, mehr als eine Doppelkurve geht in Finale eben nicht (habe ich aber auch noch nie in Noten gesehen). Das reicht auch eigentlich fast immer, wenn ich an die Zeiten denke, in denen sowas nur mit Haltebögen möglich war und die Bastelei daran … Auf jeden Fall solltest Du aber den Bogen zwischen den Systemen lassen, es sei denn, Du teilst wesentlich weiter ein.
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Tausig
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Beitrag von Tausig »

Na, DEN Bogen kriegste auch mit Bleistift und Papier höchstens so hingezwängt, daß er irgendwie paßt, aber dann recht komisch aussieht. Was nich jeht, jeht eben nich.
Einzige Möglichkeit, damit es überhaupt geht: Am Ende des ersten Taktes Platz schaffen und Platz schaffen zwischen der ersten Note im unteren System des zweiten Taktes und der folgenden im oberen System. Dann kann sich der Bogen da noch irgendwie durchschlängeln; gut sieht er dann aber immer noch nicht aus.
Man kann diese Schlängelei zwar chic finden, aber sie ist wirklich unnötig. Ingos Vorschlag, den Bogen nach unten zu setzen, scheint auch mir der vernünftigste. Und es erspart sehr viel Gefummel, bei dem auch ein Notensetzer mit Stichel und Platte wahrscheinlich geflucht hätte.
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musicara
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Beitrag von musicara »

Ich frag mich ja wirklich, was dieser Bogen überhaupt soll Käme jemand auf die Idee, diese Linie anders als legato zu spielen? (Ich sehe nirgendwo ein "non legato" oder so was). Soll der Bogen verdeutlichen, dass diese Noten alle zusammengehören? (Huch, wie interessant, wär' ich gar nicht drauf gekommen). Ist er der Ordnung halber da? (Seit wann ist in der Kunst Ordnung interessant?) Lass ihn. Weg, mein ich.
musicaRA
PS) Ich mein's ernst. In einer Partitur sollten alle Informationen sein, die nötig sind. Aber keine Einzige zusätzlich. Das hau ich den Komponisten und Verlegern seit langem in die Köppe.
Der Volltakt ist dem Auftakt an Umfang und Volumen überlegen.
N.N. Schwaderlapp
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Thomas Hauber
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Beitrag von Thomas Hauber »

Ich gebe euch ja allen uneingeschränkt recht! Wegen meiner würde ich es - und ich werde es vermutlich - so machen, wie Ingo es vorgeschlagen hat. Allerdings gibt es hin und wieder Stellen, wo es unvermeidlich erscheint, S-förmige Bögen herzustellen (siehe Bartok "Mikrokosmos"). Mein Beispiel ist übrigens von Ravels Rapsodie espagnole. Das ist die Ausgabe für 2 Klaviere von ihm selbst und ich denke, dass im Autograph diese Stelle der Bogen genauso läuft wie im Beispiel.
Zur Ästhetik möchte ich sagen, dass mir ein S-förmiger Bogen durchaus gefällt, allerdings halt nicht so, wie ihn Finale fabriziert.

@musicaRA:
Wie lobe ich mir den Bach Wasti, da gibt's keine Legatobögen, keine Dynamik, kein Crescendo, wenn überhaupt, dann höchstens eine Tempoangabe. Leider ist man in der Folgezeit auf immer mehr Spielanweisungen gekommen. Selbst Beethoven schreibt in seiner Neunten in den Bläsern unter anderem 13 mal ein Forte unter 13 unmittelbar aufeinanderfolgenden Noten. Ich denke, dass sich (noch) kein Verlag getraut hat, diesen Wahnsinn zu ändern. Ich würde es auch nicht tun, aus dem Grund, weil es der Wille des Komponisten war und es sozusagen Tradition damals war. Heutzutage würde ich es freilich nicht so schreiben. Mahler ist schon so weit, dass seine Spielanweisungen, vor allem, was das Tempo betrifft, fast ganze Romane sind und alle paar Takte wieder neue Anweisungen auftauchen. Bis man das gelesen hat, ist das Stück schon vorbei. Es käme keiner auf die Idee, die Tempoangaben sinnvoll zu verkürzen. Genauso sehe ich das eben beim Ravel. Ich würde halt gerne den S-Bogen machen, was aber keinen Sinn macht, wenn er so ausschaut wie im Beispiel. Ob der Bogen überhaupt Sinn macht, steht jetzt für mich nicht zur Debatte.

@Tausig:
dein Bogen ist eigentlich ganz gut (ich habe mein Beispiel bloß layout-technisch so hingerotzt). Mit entsprechendem Platz sollte das schon möglich sein. Aber was in Finale eben nicht geht (anscheinend bei Sibelius schon), dass man den Bogenanfang und das Ende noch besser abrunden kann. Momentan verläuft der Anfang und das Ende sehr spitz zu. Wenn das schön rund ist, schaut doch der Bogen einigermaßen gut aus.
Thomas
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